Kaum ist die Oster-Schokolade weggefuttert, schon hagelte in der Pfingst-Woche die Anti-Schlagzeile: Jemand namens John Bohannon hat nämlich die vor einigen Monaten kursierende „Schokolade hilft beim Abnehmen“-Studie als Scherz aufgezogen und diese Woche ausgepackt: I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.
Gefunden und auf Deutsch zusammengefasst von Dieter Meyeer (egghats blog), der sonst eher über die wunderbare Welt der Wirtschaft bloggt. Wirtschafts-Experten scheinen sich offenbar besser mit Statistik auszukennen als Ernährungs-Experten, denn zumindest dieser hier hat eine gesunde Skepsis vor Korrelations-Studien: Jemand hat die Diät/Medien-Industrie geprankt. GRANDIOS.
Paleosophie-Leser wissen schon, dass ich selber kein Freund von statistischen Korrelations-Studien bin: Mit solchen Studien kann man nur beobachten, dass zwei Dinge gleichzeitig auftreten, sie lassen aber keinerlei Schlüsse auf Ursache und Wirkung zu. Auch wenn Medien, Industrie und Lobbys diese noch so gerne als „Beweis“ heranziehen wollen, werfen statistische Studien grundsätzlich nur Fragen auf und können keine Mechanismen erklären: Korrelation ist kein Zusammenhang, oder: Wie man mit Studien Meinungen manipuliert.
Das schönste Beispiel: Die folgende Studie „belegt“, dass der Storch die Kinder bringt: Der Storch bringt die Babys zur Welt (p=0.008).
Zurück zur Schokoladen-Studie, auf die von der Bild-Zeitung bis zum renommierten Ernährungs-Studien-Blogger Adel Moussa (Suppversity) alle hereingefallen sind: Dieses Beispiel zeigt, dass das Studien-Geschäft ein wahrer Dschungel ist, dessen Spielregeln leicht manipuliert oder umgangen werden können und dass die Medien dankbar und ohne Kontrolle jede Schlagzeile aufgreifen, die verspricht, die Lücken zwischen der Werbung zu füllen und neue Leser anzulocken.
Übrigens hat der gute John sich schon vorher über wissenschaftliche Publikationen lustig gemacht, indem er hunderte von gefälschten Artikeln bei wissenschaftlichen Publikationen einreichte und dabei feststellte, dass 60 % davon gar nicht kontrollieren, was sie da veröffentlichen: Who’s Afraid of Peer Review?
Also: Vorsicht bei Korrelations-Studien. Ich versuche lieber, die Mechanismen hinter Ernährung zu verstehen, denn diese kann man beobachten, analysieren und an sich selbst testen, um zu echtem Wissen zu gelangen. Mehr zum Thema: Woher willst Du überhaupt wissen, dass das stimmt? Und: Das Zeitalter der Ich-Forscher – Wie Du mit Selbstexperimenten zur Wahrheit findest.
Dass man mit Korrelations-Studien (oder Scherz-Artikeln in Fachmagazinen) viel Unfug machen kann heißt nicht, dass es nicht doch noch sinnvolle Forschung, sinnvolle Studien und echte wissenschaftliche Erkenntnisse gibt: Man muss nur die Spreu vom Weizen trennen und sich die Frage stellen, ob das, was da publiziert wird im Zusammenhang mit anderen, gesicherten Erkenntnissen (z. B. der Evolutions-Theorie oder grundlegenden biologischen Mechanismen) einen Sinn ergibt.
Vor allem sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn schmeißen, so wie der gute Dieter „egghat“ Meyeer, der gleich gar keinen Nutzen in der Beschäftigung mit Ernährung mehr sieht.
Whole30-Fazit
Dreißig Tage lang hat sich Yvonne von Pipapo Paleo mit der Paleo-Ernährung in Reinkultur beschäftigt und ein Fazit gezogen: Whole30 - Erfolgreich beendet: Ein Fazit und Ausblick. Für sie hat sich das Experiment einmal mehr gelohnt, auch wenn die Auswirkungen gemessen an ihrem ersten Versuch geringer ausgefallen sind. Der Sprung von „normal“ auf „toll“ ist eben größer als von „toll“ auf „noch toller“.
Das Anti-Whole30: Zurück zur konventionellen Ernährung
Genau umgekehrt experimentiert Norbert Matausch von Paleo Leben: Er fühlt sich seit einiger Zeit launischer, hat Hautprobleme und kalte Extremitäten und ihn plagt der Heißhunger. Diese Symptome schiebt er auf die Paleo-Ernährung und versucht es daher umgekehrt, indem er sich wieder konventionell ernährt: Angeschlagene Gesundheit: Wenn Paleo zum Verdächtigen wird.
Die Fleischfrage
Für die, denen Norberts Spaghetti mit Tomatensoße zu langweilig schmeckt, hat Felix von Urgeschmack eine Abhandlung über den tieferen Sinn von Fleischkonsum verfasst: La Fiorentina oder: die Fleischfrage. Mit Wasser-im-Mund-Garantie.
Paleo-Kongress in der Schweiz
Die Schweizerische Paleo Vereinigung veranstaltet am 31. Oktober und 1. November in Pratteln bei Basel ihren ersten Paleo Kongress Schweiz. Mit dabei sind führende Redner wie Prof. Dr. Jörg Spitz, Dr. Kurt Mossetter, Romy Dollé, Dave Dollé und Dr. Christian Larsen.
Es gibt noch ein paar Plätze für Sponsoren und Aussteller: Wer Interesse hat, mitzumachen kann sich unter post@paleoschweiz.ch anmelden.
Das Wichtigste zum Schluss
Aber die wichtigste Frage haben wir ja immer noch nicht geklärt: Ist Schokolade nun gesund oder nicht?
Hier gibt es Futter für das Schokoladen-Hirn:
- Felix von Urgeschmack hat dazu Einiges zusammengetragen: Ist Schokolade gesund?
- Eine sehr differenzierte Analyse von Schokoladen-Erkenntnissen hatte Adel (Suppversity) schon letztes Jahr veröffentlicht: 6 + 1 Convincing Reasons You Should Not Subscribe to the “Chocolate is Good For You” Hype Indiscriminately. Plus: Which Chocolate is the Healthiest? Organic, Baking, Dark?
- Das British Journal of Nutrition hat vor einigen Jahren die Studien-Lage zusammengefasst: Cocoa and health: a decade of research. gesamter Text. Allerdings arbeitet einer der Autoren bei Nestlé …
Wer jetzt trotz allem so richtig Lust auf Schokolade bekommen hat (aber bitte hochprozentig), der findet hier ein gutes Kochbuch dazu: Paleo für Schokoladen-Fans.
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Von Constantin Gonzalez am 31.05.2015, aktualisiert: 19.12.2016 in Kurzmeldungen.
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