Die renommierte British Medical Journal Gruppe veröffentlicht mittlerweile immer deutlichere Kritiken gegen die gängige Meinung, dass Fett eine Ursache für Herzkrankheiten sei.
Besonders schön, kurz und knackig ist ein Editorial des British Journal of Sports Medicine aus dem letzten Jahr mit dem Titel: Gesättigtes Fett verstopft keine Arterien – Koronare Herzkrankheit ist ein chronischer Entzündungs-Zustand, dessen Risiko man effektiv mit gesunden Änderungen des Lebensstils reduzieren kann.
In nur zwei Seiten fassen die Autoren alles zusammen, was man heute über Herz-Kreislauf-Krankheiten und – viel wichtiger – über deren Prävention wissen muss.
Und für die, die es genauer wissen wollen, zitieren der Artikel 10 weitere wissenschaftliche Publikationen der letzten Jahre, die die Kernthesen des Artikels untermauern.
Hier die Kernpunkte:
Die populäre Angst vor Fett ist falsch.
Der Glauben von Ärzten und der Öffentlichkeit, dass fettreiches Essen die Blutgefäße verstopfen würde ist schlicht falsch. Zu diesem Thema gibt es seit Jahren zahlreiche Studien, und darin findet sich kein belastbarer Zusammenhang zwischen dem Verzehr von gesättigtem Fett und allgemeiner Sterblichkeit, dem Auftreten koronarer Herzkrankheiten, der Sterblichkeit durch koronare Herzkrankheiten, dem Auftreten von Schlaganfall oder dem Auftreten von Diabetes Typ 2.
Es gibt auch keinen wissenschaftlich haltbaren Grund, anzunehmen, dass eine Reduktion des Fettkonsums als Vorbeugung für diese Krankheiten helfen könnte. Im Gegenteil: Es gibt eher Beobachtungen, dass ein höherer Fettkonsum mit einer Verlangsamung von Arteriosklerose eingeht.
Im Gegenteil: Fett ist ausgesprochen gesund.
In einer randomisierten und kontrollierten Interventions-Studie mit erhöhtem Fett-Anteil in der Ernährung (Mediterrane Diät mit 41 % Fett) und zusätzlicher Gabe von mindestens 4 EL Olivenöl oder einer Handvoll Nüsse pro Tag gab es 30 % weniger Herz-Kreislauf-Störungen verglichen mit einer Kontrollgruppe, die eine typische Niedrig-Fett-Ernährung (37 % Fett) aß.
Dabei gab es in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede in den LDL-Blutwerten. Das führt uns zum nächsten Punkt:
LDL-Cholesterin ist als Risikofaktor irrelevant.
Der über Jahrzehnte heraufbeschwörte „Risikofaktor“ LDL-Cholesterin wurde in der Vergangenheit stark als „schlechtes Cholesterin“ popularisiert, ist jedoch irreführend.
Neuere Analysen der zugrundeliegenden Daten legen eher nahe, dass der Ersatz von (vermeintlich schädlichen) gesättigten Fettsäuren (z. B. tierisches Fett, Kokosprodukte, etc.) durch Pflanzenöle, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, zu einer Erhöhung des Sterberisikos geführt haben.
Aussagekräftiger: Gesamt-Cholesterin dividiert durch HDL.
Ein besserer Indikator für das Herz-Kreislauf-Risiko ist das Verhältnis von Gesamtcholesterin zu HDL. Hier gilt: je kleiner desto besser. Der LDL-Wert ist hierbei völlig unwichtig.
Hohe Werte für Gesamtcholesterin zusammen mit niedrigen Werten für HDL deuten darauf hin, dass eine Insulinresistenz vorliegt und damit neben einer erhöhten Gefahr für Herz-Kreislaufkrankheiten auch eine erhöhte Gefahr für Diabetes Typ 2 und starkem Übergewicht bestehen könnte.
Übrigens: Die neue Maßzahl „Gesamtcholesterin geteilt durch HDL“ kann man am schnellsten und einfachsten verbessern, indem man raffinierte Kohlenhydrate durch gesunde, gesättigte Fette wie z. B. tierische Fette, Kokosprodukte, Avocados, Olivenöl, etc. ersetzt.
Mehr über das Thema Cholesterin steht im Artikel: *Alles, was man über Cholesterin wissen sollte.
Schon ein bisschen Bewegung reicht als Vorbeugung.
Zum Schluss zeigen die Autoren einen simplen Weg auf, Insulinresistenz und chronische Entzündung zu bekämpfen, denn schließlich handelt es sich um ein sportmedizinisches Blatt: Wer 150 Minuten pro Woche zügig geht, kann seine Lebensdauer statistisch gesehen gegenüber inaktiven Menschen um 3,4 – 4,5 Jahre verlängern. Und nur 30 Minuten moderate Aktivität für 3 Tage die Woche verbessert die Insulinsensitivität signifikant und kann auch helfen, eine bereits bestehende Insulinresistenz abzubauen.
Das funktioniert unabhängig vom Gesamtgewicht.
Ebenfalls wichtig: Stress abbauen. Auch das kann helfen, chronische Entzündungen im Körper abzubauen und dadurch das eigene Leben zu verlängern.
Das eigentliche Dilemma des modernen Gesundheits-Systems fassen die Autoren im letzten, leicht verbitterten Satz zusammen:
„There is no business model or market to help spread this simple yet powerful intervention."
Wörtlich übersetzt: Es gibt kein Business-Modell oder Markt, das/der helfen, diese simple und dennoch mächtige Intervention populärer zu machen.
Fazit: mit artgerechter Ernährung und dem Hinweis, sich mehr zu bewegen und Stress abzubauen lässt sich kein Geld verdienen.
Der Original-Artikel ist mit ein paar Englisch-Kenntnissen auch für Laien zugänglich und einfach zu lesen. Sehr empfehlenswert!
Photo von Unsplash-User Jamie Street, genutzt unter der freien Unsplash-Lizenz.
Von Constantin Gonzalez am 25.03.2018 in Allgemein.
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